ich eröffne mal hier eine Rubrik mit Ideen und Anregungen für Freisprecheinrichtungen, die ja ab Mitte 2020 zur Vorschrift werden und uns dann im Auto begleiten werden. Erfahrungen sammeln und Austauschen, das ist das Ziel dabei sowie Erfahrungsberichte der Lösungen zu bündeln.
Ich hatte mir bereits über Weihnachten die ersten Produkte angesehen und das Set AV-1KM-Y, "Hands-free-Kit" ausprobiert. Fliegender Aufbau und Test und eine desaströse Rückmeldung. Die Modulation bei direktem Besprechen des Mikrofons eher Dumpf und leise gegenüber dem originalen Mikros. Und so habe ich das Set wieder eingepackt und zurück gesendet. So nicht.
Was die Herausforderung ist: Das Yaesu FT-8800 / 8900 hat ein Mikrofon mit DTMF-Tastatur und die Mikrokapsel wird über einen Bus an das Gerät übertragen. Hier kann man also nicht einfach ein Mikrofon am Gerät einstecken und Probieren. Also kaufte ich mir ein zweites Mikrofon aus fernen Landen für überschaubares Geld und entschied, dieses als Basis zu verwenden. Denn ich hatte folgende Idee:
Die PTT realisiere ich mit einem Kippschalter, den ich in der Mittelkonsole unterbringe. Als Mikrofon wähle ich ein Krawattenmikrofon / Videokameramikrofon, das ich irgendwie am Innenspiegel befestigen will. Dadurch einfache Bedienung und das Mikrofon weit weg vom Gesicht. Und genau darin lag wieder das Problem: Durch den Sprechabstand von 30cm war meine Modulation recht leise, was man auch nicht mit mehr Micgain kompensieren konnte. Bewegte ich den Kopf hin und her, was ja beim Fahren durchaus vorkommt, dann war das zudem eine starke Lautstärkeschwankung. Zudem wurden auch die Fahrgeräusche hörbar übertragen, obwohl ich das Verdeck am Auto noch nicht geöffnet hatte. Wahrscheinlich wäre dann eine vernünftige Kommunikation nicht mehr möglich gewesen.
Also den nächsten Schritt:
Das Mikrofon wollte ich näher an den Mund bringen. Eine Halterung an der Nackenstütze seitlich nach vorne würde hier sicher besser sein als die Innenspiegellösung, aber dann bleibt das Problem beim Bewegen des Kopfes.
Die Erlösung brachte eine Talkrunde im Fernsehen. Dort tragen die Personen so unscheinbare Mikros, die direkt neben der Backe geführt sind. Sowas wollte ich ausprobieren. Das bekannte große Versandhaus im Internet gewählt und mit dem Begriff Kopfbügelmikrofon dann das Richtige gefunden.
(Suchbegriff beim lächelnden "A": 1 X 3.5mm Verdrahteten Kopfbügelmikrofon Stimme Kopfbügel- Head-Mounted Mic).
Aber holla! Eine Preisspanne von 8 Euro bis 60 Euro werden da angeboten! Ich wählte die 8-Euro-Variante und wartete auf Lieferung. Das zweite Mikrofon für den Funk wurde jetzt modifiziert. An der Stelle, an der die Mikrofonkapsel angelötet war, wurde ein kurzes Kabel mit 3,5mm Klinkenbuchse angelötet und die PTT ebenfalls auf diese Weise herausgeführt. Dazu muss man nicht mal das Mikro anbohren, denn man lässt einfach den PTT-Hebel weg und schon hat man eine schöne Öffnung.
Den PTT-Schalter habe ich in ein selbstgebasteltes Kunstsoffgehäuse gebaut und mit Shoegoo direkt auf einen Blinddeckel in der Mittelkonsole geklebt (Lässt sich bei Bedarf auch wieder nahezu Rückstandsfrei entfernen). Das Mikrofon verschwand in der Mittelablage und nur seitlich kommt das dünne Kabel vom Bügelmikrofon heraus. Ein kleiner Haken an den mittleren Belüftungsdüsen dient als Aufhängepunkt, wenn nicht benötigt.
Erste Versuche: Er wurde mir sofort eine sehr gute und klare Modulation bescheinigt und auch die Lautstärke scheint nur unwesentlich unter der des Originalmikrofons zu liegen.
Das Bügelmikrofon ist sehr leicht und fällt vom Gewicht her nicht auf. Die Ohrenbügel muss man selber den eigenen Gegebenheiten zurechtbiegen, dass es optimal sitzt. Das seitlich herunterlaufende Kabel behindert nicht und lässt genügend Freiheiten für alle Aktivitäten. Selbst bei geöffnetem Verdeck und 80 km/h ist Sprechfunk gut möglich und nicht lauter als mit normalem Mikrofon.
Kosten der Lösung:
Bügelmikrofon mit Versand: 12 Euro
Zweites Mikrofon fürs Funkgerät: 15 Euro
PTT-Schalter aus der Bastelkiste: 2,75 Euro
Also alles in Allem rund 30 euro für eine wirklich gute und praktikable Lösung.
Einzige Gefahr: Wehe du willst aussteigen und vergisst das Mikro abzunehmen...

Gruß Stefan